Mit dem Passmann durch den Kriechgang

Jährliche Belastungs- und Einsatzübung für Atemschutzgeräteträger

Es ist kalt am 9. Januar 2016 und die Luft ist knapp. Kriechend bewegen sich zwei THW-Helfer durch den flachen Holztunnel, den sie nur spärlich mit ihrer Helmlampe beleuchten können. Ausgestattet sind sie mit Vollmaske und Atemschutzgerät. Deshalb wird auch nur das Nötigste geredet. „Achtung, hier geht es runter“, oder „hier ist es zu eng, wir müssen die Geräte abnehmen“. Und dann schnallen sie die 16 kg wiegende Ausrüstung vom Rücken, heben sie zuerst durch die schmale Öffnung und zwängen sich selbst durch.

Der Holztunnel befindet sich auf dem Spandauer Polizei-Übungsgelände und erstreckt sich über mehrere Etagen - mal rauf und mal runter - mit Engstellen, Schrägen und unterschiedlichen Bodenbelägen. Durch verschiebbare Holzelemente kann die Route verändert werden, so dass jeder Durchgang anders gestaltet werden kann.
Der Zwei-Mann-Trupp ist gerade mittendrin im Belastungslauf, als sie angefunkt und nach dem Druck in ihrer Flasche gefragt werden. Den können sie auf dem Manometer ablesen: „Eins-Fünnef-Nuul“, antworten sie möglichst deutlich unter der Atemschutzmaske und nennen dabei ihre Namen. Außerhalb der Einsatzstelle registriert der Helfer bei der Atemschutzüberwachung -„ASÜ“ genannt - die Angaben auf seinem Formular. Alle 10 Minuten fragt er die Trupps ab, damit er den Überblick behält. Gestartet sind die THW’ler mit einem Druck von 300 bar in ihrer 6-Liter-Druckluftflasche, bei 100 bar müssen sie den Rückweg antreten. Haben sie nur noch 50 bar in der Flasche, fängt das Gerät an zu piepen, dann wird es langsam knapp mit der Luft. Je nach Belastung und Kondition können die Einsatzkräfte ca. 30 Minuten unter Atemschutz arbeiten.

Der Trupp hat es gleich geschafft, nur noch durch zwei Röhren kriechen. Teamwork ist dabei sehr wichtig. An schwierigen Stellen helfen sie sich gegenseitig. Und sie passen aufeinander auf, damit keinem die Luft ausgeht. Falls ein Atemschutzgerät nicht richtig funktioniert, können sie den Partner mit an ihre Flasche anstöpseln.
Am Anfang ihrer Belastungsübung mussten die Atemschutzgeräteträger viermal eine Leiter rauf- und runterklettern. Am Ende wartet noch ein Erdnagel auf sie, den sie mit 20 Hammerschlägen in den teils noch gefrorenen Boden treiben. Jetzt noch zurück zum Ausgangspunkt und die Belastungsübung ist überstanden.

Nach dem Mittagessen folgt noch die Einsatzübung an einem großen Tankbehälter. Zwar gibt es in diesem Kessel keine giftigen Gase, aber es muss mit einer sehr geringen Sauerstoffkonzentration gerechnet werden. Ein im Tank befindlicher Atemschutztrupp hatte einen Notfall gemeldet, deshalb steigt der Rettungstrupp nun durch das Mannloch ein. Sie können den Kameraden an die eigene Druckluftflasche anschließen und unterstützen ihn dabei, wieder an die Oberfläche zu steigen. Das Mannloch ist sehr eng und so ist es bei manchen Helfern wieder notwendig, das Atemschutzgerät abzuschnallen und zuerst aus dem Loch zu heben, bevor der Helfer hinterher klettern kann.
Auch diese Übung können die 18 THW’ler aus Treptow-Köpenick, Charlottenburg-Wilmersdorf und Neukölln - unterstützt durch 2 Helfer in der Atemschutzüberwachung - erfolgreich beenden.

Mindestens einmal im Jahr muss jeder Atemschutzgeräteträger eine Belastungs- und eine Einsatzübung absolvieren. Sie sind Voraussetzung, um die Einsatzbefähigung zu erhalten. Die Übungen haben dabei jeweils unterschiedliche Aufgabenschwerpunkte aus dem Einsatzspektrum der Bergungsgruppen. Dabei können die Helfer wichtige Erfahrungen für den Ernstfall sammeln.

Fotos: THW (Anja Villwock)


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